Geschichten und Erzählungen

Der graue Begleiter

Im Buchholz zwischen Richelsdorf und Blankenbach geht ein grauer Mann um. Er begleitet besonders im Christmond die zur Nachtzeit daherkommenden Wanderer, gibt aber auf keine Frage Antwort.

Einst ging ein Tagelöhner aus Blankenbach diesen Weg. Kaum hatte er die Stelle erreicht, die man die "Vier Steine" nennt, so stieg auch schon der graue Mann aus dem Graben und schickte sich an mitzuwandeln. Der Tagelöhner glaubte, es sei ein verspäteter Ortsbürger, dessen Gesichtszüge und ganzes Wesen er zu erkennen vermeinte.

Er redete ihn an, einmal, zweimal, fragte ihn auch, ob er mit nach Hause wollte. Aber alles Reden war vergeblich.

Da wurde der Tagelöhner böse, fing an zu schimpfen und wollte ihm eine Ohrfeige geben. Aber kaum hatte er seine Hand ausgestreckt, so hing ihm der graue Mann auf dem Rücken. Er musste ihn tragen bis an das "Herber Stück", wo die bis dahin immer schwerer gewordene Last auf einmal verschwunden war.

Schweißtriefend und am ganzen Leibe zitternd kam der Mann zu Hause an, wurde krank und ist dann kurze Zeit darauf gestorben.

Quelle: Rund um den Alheimer - Heft 1 - 1950

Der Werwolf zu Blankenbach

Im Volk ist vielfach die Ansicht verbreitet, dass es Menschen gäbe, die sich in allerlei Tiergestalten verwandeln könnten. 

Eine solche Tiergestalt ist unter dem Namen Werwolf bekannt. Vorn gleicht er einem Wolf, hinten sieht er einem dicken Schaf ähnlich, mit hakenförmig gebogenem Schwanz, die Beine sind auffallend klein.

Zwei Männern aus Blankenbach, welche Nachtwache hatten, ist der Werwolf einmal begegnet.

Sie wollten auf ihrem nächtlichen Rundgang, wie das üblich ist, dem Bürgermeister klopfen, d. h. durch Pochen an die Hauswand ihre Gegenwart anzeigen, als solch ein sonderbar gestaltetes Tier den Kirchberg herunterkam und auf die beiden zuging.

Der eine der beiden Männer drückte sich furchtsam an die nächste Mauer, denn er erkannte in dem Tier den gefürchteten Werwolf, der andere aber ging gerade auf das Ungeheuer los.

Da wollte ihn sein Freund warnen, und rief leise: "So geh doch über Seite, siehst du denn den Werwolf nicht? Er stößt dich ja bald um!"

Der Angeredete sah nichts, so sehr er es sich auch wünschte, denn ein Werwolf war ihm noch nicht zu Gesicht gekommen. Unterdessen war der Werwolf langsam das Räschen beim Dorfe hinaufgegangen und verschwand im Walde, dem Heßberge.

Nun erst kam dem einen Nachtwächter der Gedanke: "Hättest du doch dein Taschenmesser über ihn hingeworfen, da hättest du erfahren, wer eigentlich dieser Werwolf war!" Aber leider war es zu spät.

Quelle: Rund um den Alheimer - Heft 1 - 1950

Der Werwolf und der Bäcker

Ein Bäckerlehrling aus Nentershausen musste Wecke nach Solz tragen.

Im Walde begegnete ihm der Werwolf und sperrte seinen Rachen auf.

Erschreckt und besorgt um sein Leben, warf ihm der Lehrling einen Wecken zu. Aber damit war der Werwolf nicht zufrieden, er wollte alle haben. Deshalb fuhr er ungestüm auf den Kleinen los. Dieser, dadurch noch ängstlicher geworden, schüttete dem Ungetüm den gesamten Inhalt seiner Köze vor und ergriff die Flucht. Am anderen Tage musste er das Gleiche tun.

Am dritten Tage aber machte sich der Meister selbst auf den Weg nach Solz. Kaum hatte er die ersten Bäume des Waldes hinter sich, so stand auch der Werwolf da und verlangte die Wecke. Der Bäcker warf ihm einen zu, trat rasch entschlossen an das gefährliche Tier heran, fasste sein Taschenmesser, öffnete es, und warf es über den Rücken. Sofort stand eine bekannte Persönlichkeit aus dem Orte splitternackt vor ihm.

Der bat jetzt um Entschuldigung und Gnade, doch der Bäcker hörte nicht darauf. Er trieb den Mann vor sich her in das Dorf, wo Derselbe von Jung und Alt verspottet und verlacht wurde.

Seitdem hat man einen Werwolf zwischen Nentershausen und Solz nie wiedergesehen.

Quelle: Rund um den Alheimer - Heft 1 - 1950

Der Pfarrer aus der Lanne

So um die Jahrhundertwende 18./19. herum hat der Pfarrer des Kirchspiels in der Lanne nach dem Gottesdienst im Gudetal in gemütlicher Runde noch einen gebechert.

Als er dann "leicht angetrunken" mit dem Fahrrad über die Metzebacher Höhe nach Hause fuhr, kam ihm der Mantel ins Hinterrad, wodurch dieser nachhaltig beschädigt wurde. Er war so erschrocken, dass er sich nicht traute sich umzudrehen.

Als er dann zu Hause war erklärte er den Zustand seines Mantels so:

"Das war bestimmt der Hückelhund, der mich da gepackt hat."

Quelle: Nach einer Erzählung aus Niedergude im März 2022

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